Veltheim an der Weser

Wissenswertes, Aktuelles und Historisches aus Veltheim
 

Altertumsfunde in Veltheim.

Verfasst nach Zeitzeugenberichten von Reinhold Kölling, Ortsheimatpfleger Veltheim

 Funde wurden in verschiedenen Bereichen in Veltheim gemacht, wie den anliegenden Zeichnungen zu entnehmen ist. Quelle:  Zeichnung von Hans Reese, "Siedlungsgeschichte Veltheim, 1991". 


 


Die Fundstellen sind der beigefügten Skizze zu entnehmen. Zunächst geht es um die Fundstelle 8 auf der Skizze. Dazu gibt es einen Aufsatz vom Naturforscher Friedrich Langewiesche (1867 bis 1958) aus Bünde, der ca. 1910 verfasst wurde, und der hier auszugsweise in der originalen Schreibweise wiedergegeben wird.


„Die Veltheimer Funde v. F. Langewiesche:
Zum ersten Male hat nun auch die Provinz Westfalen einen grösseren Fund von römischen Bronzegefäßen aufzuweisen. Am 26. 2.1909 stiess man in Veltheim an der Weser (Kreis Minden) auf dem Hofe des Kolons Siemonsmeier Nr. 14 auf Urnengräber, aus denen nach und nach neben germanischen Tongefässen auch acht römische Bronzeeimer und allerlei sonstige Kleinfunde hervorkamen. Glücklicherweise waren die Dorfkinder durch ihren Lehrer über die Bedeutung solcher Funde unterrichtet worden. Sie benachrichtigten ihn und er mich, und dank seinem tatkräftigen Eingreifen wurden die Funde vor der Vernichtung bewahrt und für die Wissenschaft gerettet. Leider fielen freilich alle Funde von Siemonsmeiers Besitzung einem Aufkäufer zur Beute und wurden zunächst jeder Besichtigung und Abbildung entzogen; aber zum Glück hatte ich mir gleich bei der ersten Besichtigung einiges aufgezeichnet, und Georg Pfeiffer im benachbarten Eisbergen hatte die ersten Funde photographiert; danach sind die nachstehenden Abbildungen hergestellt worden;  1/10 der natürlichen Größe. 


F. Langewiesche schreibt in seinem Aufsatz von 1910 weiter:

„Auf dem Gesamtgebilde gewahrt man nur zwei annähernd heile Gefässe; es sind Tonurnen germanischer Herkunft; die grössere, auf dem Gesamtbilde ganz rechts stehend, ist 17 cm hoch, oben 21 cm breit, an der Halseinschnürung 19 cm, am Bauche 23 cm, am Boden 11 cm breit. Die Randhöhe oberhalb der Rille an der Einschnürung beträgt 3 cm.

Die kleine germanische Urne, auf dem Gesamtbilde links stehend, ist 14 cm hoch, oben 18 cm breit, am Hals 17,6 cm, am Bauch 19 cm, am Boden 6,4 cm breit.

Eine dritte germanische Urne ist vollständig zertrümmert, lässt sich aber grossenteils wieder zusammensetzen. Es ist eine mit Punkten und Strichen verzierte Fussurne, der hohe Fuss mit einer Schnurverzierung vom eigentlichen Gefässboden abgesetzt.

Von einer vierten germanischen Urne habe ich nur eine Scherbe gesehen, das übrige war in einen Sumpf gekippt. Es ist die gewöhnliche Ware gewesen.

Bedauerlicherweise hat auch der grösste Teil eines schönen Glasgefässes dies Schicksal geteilt. Neun Scherben sind noch vorhanden. Es war anscheinend eine Fussurne mit hohlem, rundlichem Rand und aufgelegten Glasrippen als Verzierung.

Wie dies Glasgefäss, so stammen auch die zahlreichen verstreuten harten Tonscherben mit grüner Glasierung sicher nicht aus dem freien Germanien. Offenbar sind es Reste von Tellern und Krüger des täglichen Gebrauchsgeschirres, die vielleicht beim Totenmahl in Trümmer gingen, denn sie waren nicht zur Bestattung der verbrannten Gebeine benutzt worden, aber die stets nur einzeln auftretenden Scherben waren zum Teil brandgeschwärzt.

Auch eine rote Schüssel aus hartem Ton, terra sigillata, wurde bei den Erdarbeiten zerschlagen, aber Dank dem Eifer des Herrn Lehrer Wellpott aus Veltheim, der die einzelnen Stücke sorgfältig aufgesucht hat, lässt sie sich fast vollständig wieder zusammensetzen. Sie war etwa 9,5 cm hoch, oben 17.5 cm breitüber der Fusseinschnürung 7,5 cm, unter dem flach wulstigen Fuss 8,1 cm breit. Der obere Rand tritt mit einer wulstigen Verdickung etwas aussen vor.

Etwa 2,5 cm unter dem Rande läuft ein Kreis als Verzierung rings um die Schüssel, in kleinem Abstande darunter ein zweiter, von dem wiederum schematische Verzierungen, die ich mit stilisierten Schiffen, Trauben, Blumen und Blättern bezeichnen möchte (vgl. die Scherben auf dem Gesamtgebilde im Vordergrunde).

Neben einem Bronzeeimer lagen auf der einen Seite zwei Bronzeringe (auf dem Gesamtgebilde im Vordergrunde links) mit anhängendem kleinen Bronzestangen und angenieteten Lederstückchen. Zwischen den Enden der kleinen Bronzestangen lag einst das Gebiss im Maul des Pferdes, und die Lederreste an den Bronzeringen gehörten zum Zügel. Auf der anderen Seite desselben Bronzeeimers lag ein Eisenring und eine grosse eiserne Schnalle vom Sattelzeug (auf dem Gesamtgebilde in der Mitte des Vordergrundes). In einem anderen Bronzeeimer lag ein kleines Amulett von keilförmiger Gestalt, 1 cm breit, 2 cm lang, am oberen, dickeren Ende in der Breitenlinie durchbohrt. 

Den wertvollsten Teil der Funde bilden acht Bronzeeimer, von denen ich vier nach ihrer Ausgrabung genauer ansehen und zwei weitere in ihrer ursprünglichen Lage beobachten konnte. Letztere standen etwa 1 m tief unter der heutigen Oberfläche im reinen Kies. Der untere Teil der Grube, also der Teil, in dem die Eimer eingebettet waren, war nur eben so gross, dass die Eimer darin Platz fanden. Trotzdem war der eine fast völlig verwittert, der andere dagegen schien wohl erhalten und zeigte ein herrliche grüne Verwitterungsschicht. Der Unterschied beruht vielleicht darauf, dass der eine infolge irgendeines Zufalles von flüssigem Dünger leichter erreicht und stärker zersetzt wurde al s der andere. Wie die Abbildung zeigt, sind die ersten vier Eimer sämtlich in der Mitte zerbrochen, weil sie dort nur papierdünn und gänzlich morsch waren. Je der obere Teil, der an dem starken Rande einen Halt hatte, mit dem Henkel und den zwei Ösen für den Henkel sowie der untere Teil mit dem kräftig gebauten Fuss sind erhalten. An einem Eimer liess sich die Höhe auf etwa 25 cm bestimmen.

…..

Die Ösen für den Henkel waren ober an der Aussenkante des Randes aufgesetzt, mit Kerben verziert und liefen nach oben spitz zu, etwa in Gestalt eines stilisierten Weinblattes.

…….

An der Innenseite des Eimers hafteten noch Reste von der Leinwand, in die einst die Gebeine nach dem Leichenbrand gehüllt waren., und allenthalben fand sich das Leinengewebe in der Patina abgedrückt.

……. 

Leider erlaubte die Missgunst der Umstände mir nicht, die übrigen Eimer ebenso genau zu betrachten, aber in ihrer Form und Grösse waren sie im Wesentlichen gleichartig. Nur war bei einem der Bronzehenkel durch einen eisernen ersetzt, bei einem anderen Eimer, dessen Verzierung ich glücklicherweise auch noch beschreiben kann, war der Bronzehenkel von etwa rechteckigem Querschnitt und ziemlich gleichmäßig dick.

Dieser Bronzeeimer trug als Verzierung oben an der Aussenseite einen Tierfries, der oben durch ein ringsum laufendes Band mit Zahnschnittsverzierung, unten durch zwei nebeneinanderlaufende Bänder mit Wellenlinien und Punktrosettenverzierung eingefasst wird.

Anmerkung: Nun folgt in dem Aufsatz von Langewiesche eine sehr ausführliche Beschreibung des Tierfries, die hier nicht weiter aufgeführt wird. Im Aufsatz geht es nach dieser Beschreibung wie folgt weiter:

„Alle bisher aufgezählten Funde sind auf dem Hofe Siemonsmeier, Veltheim Nr. 14 gemacht worden. Leider wurden uns eigene Nachgrabungen auf den Nachbargrundstücken durch allerlei Machenschaften sehr erschwert. Und als wir endlich auf einem Acker damit beginnen durften, fanden wir zwar an vielen Stellen Bronzestückchen, Scherben und Holzkohle, aber durch den Pflug und den flüssigen Dünger war fast alles zerstört. Immerhin konnten wir acht Grabstätten mit aller Bestimmtheit feststellen, von denen fünf in einer geraden Reihe lagen, meist einen halben Meter tief unter der heutigen Oberfläche.

……….

Durch die trefflichen Arbeiten von Heinrich Willers, Bonn, sind wir über die römische Bronzeindustrie genau unterrichtet. Die Veltheimer Bronzeeimer sind von derselben Art wie Hemmoorer und gehören der jüngsten Gruppe der römischen Bronzeeimer an, wie sie etwa seit 150 n. Chr. in Gressenich im römischen Niedergermanien, nicht weit von Aachen und Stolberg, gegossen und vom Niederrhein aus auf dem Wasserwege nach dem freien Germanien verhandelt wurden.

………

Aus allem ergibt sich, dass wir in Veltheim einen grossen germanischen Urnenfriedhof aus dem 2. Bis 4. Jahrhundert n. Chr. gefunden haben und dass die germanische Bevölkerung der Wesergegend mit dem römischen Kaiserreich damals in regem Handelsverkehr gestanden hat, der von den Rheinlanden her auf dem Wasserwege allerlei römische Ware ins Germanenland führte.“

Soweit dieser interessante Aufsatz von Friedrich Langewiesche von 1910 in etwas gekürzter Fassung, aber in originaler Schreibweise.

Zu den Fundstellen in Veltheim gibt es weitere Ausführungen im „Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Band 4“ Dort ist auf den Seiten 26 ff. u. a. folgendes geschrieben: „Aus dem späten 2. und 3. Jahrhundert kennen wir Funde nahe dem Orte Veltheim. Neben zwei Siedlungsplätzen sind hier zwei Gräberfelder gefunden worden, die einen gewissen Einblick in die soziale Ordnung dieser Zeit geben. Über einer Siedlungsstelle am Rande der Talaus liegt an einem sanft ansteigenden Rücken, „auf den Leuchten“ genannt, ein Gräberfeld mit Funden aus dem 2. Jh. Ein Siedlungsplatz, der wohl noch im 3. Jh. Bestanden hat, liegt am Ostausgang des heutigen Dorfes. Nördlich davon, beim Hofe Siemonsmeier (Anm.: siehe Aufsatz Langewiesche) ist ein kleines Gräberfeld mit sehr reichen Bestattungen ausgegraben worden. Auf einer Anhöhe nordöstlich davon (Anm.: Mühlenbrink) hat ein größerer Friedhof der gleichen Zeit bestanden, der aber nur unvollständig erfaßt ist. Von dem kleinen Friedhof beim Hofe Siemonsmeier wurden 36 Bestattungen des ausgehenden 2. Und 3. Jhs. Untersucht. Die Toten sind durchweg verbrannt worden. 14 Gräber haben sich dadurch von den anderen unterschieden, daß sie Gegenstände enthielten, die als Import aus römischen Werkstätten in das Landgekommen sind. Besonders reich sind zwei Bestattungen ausgerüstet gewesen, in denen jeweils zwei Bronzeeimer oder Becken zu Tage kamen.………………………

Aus der Menge der sonst üblichen einfachen Bestattungen herausgehoben sind auch die drei Gräber, die Waffen als Beigaben enthalten haben. Ein Schwert, Lanzenspitzen und ein Schildbuckel sind hier gefunden worden.

…………………………….

Die reichen Grabbeigaben in einigen Gräbern zeigen, daß hier die Grablege einer vornehmen Familie gefunden worden ist, deren Tote wohl zusammen mit dem Gesinde des Hofes isoliert von den Bewohnern der anderen Gehöftgruppe auf einem kleinen Friedhof beigesetzt worden sind.

Anm.: Siehe dazu im Buch: „Zeitreise durch Veltheim an der Weser“, von Reinhold Kölling; Seite 191 ff, -Ein Edelingssitz in Veltheim?)

 

Das größere Gräberfeld im Nordosten (Anm.: Mühlenbrink – siehe Skizze) wird dagegen der gleichzeitige Bestattungsplatz der übrigen Bevölkerung gewesen sein.

……………………………

Diese Funde zeigen an, daß auch in den Höfen einiger reicher Bauern Luxusgüter aus dem Römerreich benutzt worden sind, wenn sie auch lange nicht so häufig gewesen sind, wie auf dem Hof der Herren von Veltheim. 

Lehrer Wellpott aus Veltheim schreibt dazu in den Ravensberger Blätter (Nr.4. 4/5 April/Mai 1909) u. a.:

„……………..Ich habe während der Grabung 17 Grabstellen mit Bestimmtheit festlegen können. Besonders vorteilhaft war der Umstand, daß der Boden in einer Höhe von 1,75 – 2,00 Meter abgetragen wurde, so daß die Urnen in der mittleren Schicht zu Vorschein kamen…………

 

Der Veltheimer Urnenfriedhof hat viel mit den germanischen Begräbnisstätten am Niederrhein gemein, In den Urnen lagen die Reste verbrannter Leichen. Die Leichenverbrennung war eben eine uralte Volkssitte der Germanen.“

Anmerkung: Dann folgt eine genaue Beschreibung der gefundenen Urnen und Gegenstände, die hier nicht weiter ausgeführt wird, da auch im Aufsatz von Langerwiesche schon enthalten. Interessant ist allerdings die von Wellpott gefertigte Skizze der gefundenen Grabstätten. Einem Protokoll der Tagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung zu Kassel vom 13. Bis 15.4.1909 ist zu entnehmen: „Aus den Verhandlungen der Vertreterversammlung wird die Leser besonders die Beschwerde interessieren, die der Vertreter unseres historischen Vereins über die Art und Weise vorbrachte, wie sich die Verwaltung eines bekannten westfälischen Museums den Veltheimer Fund und das Recht, auf den Nachbargrundstücken zu graben, erworben hat. Die Versammlung verurteilt dieses Verfahren………….“

Der Veltheimer Fund ist in einem Museum in Dortmund verblieben. 

Reinhard Stupperich schreibt in seinem Buch: „Römischer Import in Westfalen“, Münster, 1986 u. a.:

„…..So hebt sich etwa eine kleine Gruppe von reichen Gräbern an einer eng begrenzten Stelle in der großen Nekropole (Anmerkung: Begräbnisstätte) von Veltheim deutlich ab; offenbar handelte es sich um die Begräbnisstelle einer lokalen Adelsfamilie…………….

………Die große Menge römischer Münzen zeigt, daß die Geldwirtschaft bei den Germanen zu bestimmten Zeiten zumindest im Ansatz entwickelt war, und zwar nicht nur für den Verkehr mit den Römern, sondern auch für den innergermanischen Gebrauch………………………………“

Soweit aus dem Buch von Stupperich.

Abschließend zu dem Urnenfeld bei Siemonsmeier Nr. 14 noch folgender interessanter Hinweis. Stupperich schrieb einleitend in seinem Buch: „Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde bei dem Dorf Veltheim an der Weser das Gräberfeld einer germanischen Siedlung der Kaiserzeit entdeckt, aus deren einfachen Bestattungen sich eine kleinere Gruppe reicherer Gräber offenbar diejenigen der örtlichen Adelsfamilie, hervorhob. Nach den Münzfunden bestand die Siedlung vom 2. Jh. Bis Mitte des 4. Jh. n. Chr. wahrscheinlich noch länger. Der größere Teil dieser Funde kam damals in das Museum Dortmund, ein kleinerer Teil in das von Bielefeld. Besonders bemerkenswert sind hierbei die Bronzegefäße, die als Urnen für die Asche der Toten verwendet wurden.

Eigenartigerweise fand der Veltheimer Ortsheimatpfleger Reinhold Kölling 2005 bei einem Besuch des Museums in Hameln in einer Vitrine ein Bronzegefäß, welches ausgeschildert war: Gefunden in Veltheim an der Weser.

Recherchen bei der Museumsleitung ergaben, dass diese Urne nicht in den Eingangsbüchern des Museums verzeichnet und insofern nichts über die Fundstelle in Veltheim bekannt war. Auch nicht, wie diese Veltheimer Urne ist das Museum Hameln kam. Anbei ein Foto dieser Urne. 








Die Veltheimer Funde von 1909 waren wissenschaftlich sehr bedeutsam. Eine sehr ausführliche und fundierte Auswertung ist in dem Buch: „Frühgeschichtliche Funde aus Westfalen, Band I von 1936, von Christoph Albrecht" enthalten. In diesem Buch sind alle Funde, die in das Museum Dortmund gelangten, abgebildet. Diese Abbildungen sind in diesem Beitrag als Foto enthalten. Der Autor schreibt in dem o.g. Buch u.a.: „Es müssen demnach im 3. Jahrhundert große und reiche germanische Siedlungen bei Veltheim an der Weser gelegen haben.“

 


Heimatforscher Hans Reese führt in seinen Ausarbeitungen über Veltheims Geschichte aus, dass Funde von steinzeitlichen Werkzeugen wie Steinäxten, Steinbeilen und Schabern sowie Spuren eines frühgeschichtlichen Siedlungsplatzes am Voßbrink (heute Fuchshöhe; Ziffer 1 der Skizze) davon zeugen, dass schon in der Steinzeit in Veltheim Menschen lebten. Aus der jüngeren Bronzezeit (etwa 1100 bis 700 v. Chr.) stammt ein Urnenfriedhof im Bereich der späteren Altbauernsiedlung Veltheim zwischen den späteren Höfen Nr. 3, 16 und 39 nahe der Kirche (siehe Ziffer 2 in der Skizze).


Einem Vermerk v. Prof. Langewiesche ist zu entnehmen, dass diese Funde 1934 getätigt wurden. Folgendes ist aufgezeichnet: „1934 unten im Dorf nicht weit von der Kirche bei Bauer Fauth Nr. 15 (gemeint ist Vauth): Urne, darin ziemlich grobe Reste verbrannter Menschenknochen, mit schwerer Deckplatte aus Keuperstein vom Buhn. An der unteren Hälfte schlichte Besenstrichverzierung. Höhe 28 cm, Durchmesser 23 cm. Aufbewahrung Schule I in Veltheim.

Weitere kleinere Urne 1934 aus der Seitenwand einer Baugrube abgestürzt.

Anmerkung:    Die in der Schule aufbewahrten Funde sollen Im 2. Weltkrieg abhandengekommen sein.

Die Eisenzeit (etwa 800 v. Chr. bis zum Jahre 0) hat in Veltheim ebenfalls Gräber hinterlassen. Am Süd-Ost-Abhang des Mühlenbrinks (Nr. 3 auf der Skizze) fand man ein ausgedehntes, nur zum Teil erforschtes,  Gräberfeld mit Urnen und Brandgruben. Die Grabgruben enthielten außer Aschenresten auch Fragmente von gegossenen Armringen, verschmolzene Fibelreste und zersprungene Glasperlen. Im Herbst 1909 wurden am Mühlenbrink acht Grabstätten näher untersucht. 1910 wurden weitere neun Gräber untersucht. Neben Knochenresten wurden Bronzespuren gefunden. Außerhalb der Grabstätten wurden kleine Bronzespiralen und grünglasierte Scherben römischen Ursprungs gefunden.

Aus den verschiedenen Bestattungsarten (Urnen, Brandgrubenschüttungsgräber) lassen sich Schlüsse auf die Zeit der Bestattung ziehen. Bei den Cheruskern bildete sich wohl im letzten Jahrhundert v. Chr. die Sitte der Bestattung in Brandgruben aus. Am 19.10.1910 schrieb die Tageszeitung u.a.: „Ferner sind bei Ausgrabungen am Mühlenbrinke in Veltheim folgende Sachen gefunden und dem Kreis-Museum einverleibt......“

Von Anfang 1933 liegt folgende handschriftliche Notiz (wohl von Matthey, Museum Minden) vor, die auch am 5.1.1933 in der Mindener Zeitung veröffentlicht wurde. Da ging es um weitere Funde, die im Bruch (das frühere Hehlen, das heutige Bruchtal) gemacht wurden.

Die Notiz im Wortlaut: „Prof. Langewiesche aus Bünde, der gestern hier anwesend war, hat Nachgrabungen an verschiedenen Stellen vorgenommen. Nach Ansicht des Prof. hat man es hier mit mittelalterlichen Siedlungen zu tun, deren Einwohner aus den Eisensteinen, die sie aus den Sümpfen holten, Eisen gewonnen haben. Die Brandstellen waren nach vorsichtigen Nachgrabungen deutlich zu sehen. Es wurden mehrere Eisenschlacken gefunden. Töpferei ist scheinbar auch betrieben worden. Es wurden Tonscherben in verschiedenen Größen zu Tage gefördert. Auch scheint eine Schmiede dort gewesen zu sein, was an einer schwarzen Brandschicht mit Holzkohle zu erkennen ist. Die Dorfchronik (Anm.: von Niemann) spricht von einer „Braukschmiede (Bruchschmiede)“. Ob man es mit einer Verbrennungsstelle der Toten zu tun hat, wird die weitere Untersuchung erbringen, jedoch sind bisher noch keine Knochenreste gefunden worden. Die Nachgrabungen werden am Donnerstag unter Leitung von Herrn Laach, Minden, fortgesetzt.

Einem weiteren Vermerk ist zu entnehmen, dass die Funde auf dem Hof Tebbe Nr. 2 gemacht wurden.

Studienrat Laach, Minden, schrieb am 7.1.33 eine Notiz: „In Veltheim habe ich heute die Reste eines Eisenschmelzofens bis zur unteren Düse abgedeckt………………

Äußere Durchmesser der rot gebrannten Masse über 2 m, viele frühmittelalterliche Scherben, auch Eisenschlacke und Wetzsteine…………..

Am 9.1.1933 schreibt Prof. Langewiesche an Dr. Stieren, Münster:

„Trotz strömenden Regens haben wir heute den unteren Teil des Schmelzofens soweit freigelegt, daß wir hoffen dürfen, ihn am 18. nachmittags als Block abheben zu können. Der gebrauchte Tonboden lag schräg u. war etwa fingerbreit gerillt, offenbar der Luftzufuhr wegen; zu selben Zweck führten auch fünf etwa vier cm breite, runde Luftröhren teils senkrecht, teils schräg dadurch.

Ein halber Sporen aus dreikantigen Eisen wird uns vielleicht helfen, die Zeit genauer zu bestimmen. Ich bringe demnächst Scherben, Sporen, Wetzstein und Eisenschlacke mit…………………..

Weiterer Vermerk von Prof. Langewiesche:

Frühmittelalterliche Schmiede im Bruche

„Am 4.4.1933 haben Matthey und ich die Reste des Schmelzofens geborgen. Mit einer großen Bandsäge erst zerschnitten und in sechs Stücken auf Eisengestelle gehoben. Starke Bretter daruntergelegt und im Lastauto nach Minden geschafft. Man hat gute Zuversicht für die Wiederherstellung, ich nicht so sehr.

Ein weiterer schriftlicher Vermerk liegt vom 29.3.1934 vor (Verfasser unbekannt): „Das kürzlich bei Bauer Fauth Nr. 15 (Anm.: Vauth) unten im Dorf, nicht weit von der Kirche gefundene Gefäß maß 23 cm im Durchmesser und Höhe 28 cm. Eine schwere Platte von Keupergestein vom Buhn lag darauf. An der unteren Hälfte trug die Urne schlichte Besenstrichverzierungen. Es bleibt vorläufig im Besitz der Schule Veltheim I, steht aber zur Nachbildung frei.

Inhalt: ziemlich grobe Reste verbrannter Menschenknochen. Heute wurde ein neuer Fund gemeldet: Eine kleine Urne ist aus der Seitenwand einer Baugrube gestürzt.“

 Ein weiterer Vermerk aus einem Schreiben von Prof. Langewiesche vom 11.9.1936: 

„Beim Mühlenbrink „am Reimensteine“ nahe der Grenze nach Eisbergen (Baron Schellersheim) auf dem Grundstück von Siemonsmeier Nr. 14 beim Tiefpflügen schätzungsweise 50 Urnen angeschnitten. Sie saßen etwa 35 cm tief im Boden. Die Ackerkrume besteht aus leicht lehmigen Sand, darunter ist gelblicher Sand.

Neben den Funden aus der römischen Kaiserzeit (etwa von Christi Geburt bis 300 n. Chr.), die wie anfangs geschildert 1909 am Hof Nr. 14 gemacht wurden, gab es weitere Fundstellen (Gräberfelder und Siedlungsplätze).

 

1.    Ein Siedlungsplatz zwischen Heuweg und Eisenbahn auf einer Talsandfläche, die sich etwa zwei bis drei Meter aus dem umgebenden Gelände der Talaue heraushebt (siehe Skizze Nr. 4). Diese leichte Anhöhe blieb auch bei extremen Hochwassern, wie z.B. 1946 und 1947, hochwasserfrei. Auf ihr lag eine der Eschfluren der späteren Altbauernsiedlung Veltheim.

2.    Ein Siedlungsplatz am oberen Basenberg (siehe Skizze Nr.: 5). In diesem Bereich lag später eine Eschflur der Altbauernsiedlung Hehlen.

3.    Siedlungsplatz am Westrand der Bult, später Hofstelle des Hofes Böke Nr. 24 (Ecke Driftenstraße/Zur Veltheimer Fähre) Dieser Siedlungsplatz hat wohl noch im 3. Jahrhundert n. Chr. bestanden (siehe Nr. 6 der Skizze).

4.    Ein Siedlungsplatz am Rande der Talaue östlich der Einmündung „Zur Lüchte“ in die Ravensberger Str. (Skizze Nr. 7a). Etwas nordwestlich davon, am Abhang der Lüchte, ein Gräberfeld mit Funden aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Es handelt sich wahrscheinlich um die Grabstätten des nahen Siedlungsplatzes (Nr. 7b der Skizze).

Denkbar ist, dass eine Kontinuität besteht zwischen dem Siedlungsplatz am Südhang der Lüchte und dem Hof Nr. 29 (heute Weserblick 10). Dafür spricht jedenfalls die exponierte Lage des Hofes, der offensichtlich auch bei der späteren Besiedlung der erste Wohnplatz gewesen ist und der größte Hof in diesem Bereich war. 

Über zwei weitere Funde soll abschließend noch berichtet werden. So fand man im Herbst 1926 beim Bau des Wohnhauses von Wilhelm Kölling auf der Lüchte mehrere Tonurnen und Urnenscherben. Genau waren es vier Urnen und ein Beigefäß, auf zwei Urnen waren Punkt- und Strichverzierungen. In der näheren Umgebung des Fundortes in einem umfangreichen Kies- und Sandhügel noch drei Urnen, davon zwei gut erhalten und lt. Prof. Langewiesche „Prachtstücke“.

Weiterhin vier mittelgroße Gefäße bzw. Urnen mit Leichenbrandresten und ein Beigefäß mit Henkel, eines ohne Henkel und zwei Gefäße reich verziert. Darüber lag ein kräftiger, länglicher, ziemlich schwerer Stein, wie er bei Kleinenbremen vorkommt und vielleicht als Grabzeichen gedient haben mag.

Diese Funde sollen damals in das Museum Minden verbracht worden sein.

Ein Relikt der Steinzeit ist der in der Kiesabgrabung Bokshorn gefundene Mammutzahn, der einen Durchmesser von 15 cm hat. Dieser wurde, nebst weiteren gefundenen Teilen, viele Jahre in einer Vitrine zunächst in der Schule I, dann in der Gemeinschaftsschule Veltheim verwahrt. Diese Sammlung wird nun in der Heimatstube des Heimatvereins Veltheim gezeigt. 

 

 


 

 

 

 

 

 
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