Veltheim an der Weser

Wissenswertes, Aktuelles und Historisches aus Veltheim
 

Ein Edelingssitz in Veltheim

v. Reinhold Kölling (Ortsheimatpfleger)


In dem Buch „Anfang und Fortschritt, Chronik von Veltheim Band II“ steht auf den Seiten 165 ff. geschrieben, dass noch keine direkten Zusammenhänge zwischen dem Ort Veltheim und dem Familiennamen „Veltheim“ bzw. derer „von Veltheim“ zu erkennen sind. Es war bislang nicht endgültig geklärt, ob es in Veltheim an der Weser auch den Familiennamen „Veltheim“ bzw. „von Veltheim“ gegeben hat. Nach weiteren Recherchen ist es nun gelungen, auf diese offenen Fragen Antworten zu geben. Der Autor hat interessante Hinweise entdeckt, die die Siedlungsgeschichte von Veltheim weiter aufhellen.
Bekanntlich hat sich das heutige Veltheim an der Weser aus zwei Eschsiedlungen entwickelt. Die Siedlungsforschung sieht es als gesichert an, dass Eschsiedlungen um 400 bis 500 n. Chr. entstanden sind. Für Veltheim maßgebend waren die Eschsiedlungen Veltheim und Hehlen (früher auch „Helen“ geschrieben). Hehlen umfasste das Gebiet des heutigen „Bruchtals“ und war die ältere der beiden Siedlungen. Hehlen wurde noch in den Jahren 1080, 1089, 1200, 1263, 1269, 1328 und 1332 in Urkunden genannt und ist dann später wüst geworden. Die Bezeichnung „wüst geworden“ bedeutet „aufgegeben“ oder „in einen anderen Ort aufgegangen“. Hehlen ist in Veltheim aufgegangen.
Hehlen wurde noch im Grenzprotokoll des Gogerichts „Zu den Sieben Eichen bei Veltheim“ im Jahre 1562 genannt. Das bedeutet, dass sich der Prozess des „Wüstwerdens“ bei Hehlen über einen längeren Zeitraum hinzog. Es ist nicht genau nachzuweisen, wann das „Wüstwerden“ von Hehlen begann und wann es aufhörte. Die „Wüstungsforschung“ besagt, dass die meisten Wüstungen vom 13. bis zum 15. Jahrhundert gelaufen sind. Dieser Zeitraum würde auch zu Hehlen passen. Zur Bedeutung des Namens „Hehlen“/„Helen“ gibt es diverse Ansichten. Meistens wird der Name allerdings mit „verstecken“, „verhehlen“ erklärt. Das passt auch zu dem betrachteten Hehlen, denn danach wäre Hehlen das versteckt zwischen den Wäldern liegende Dorf.
Auch die in Norddeutschland genutzte Erklärung für „Hehlen“ = „moorige Umgebung“ passt zu den Gegebenheiten in Hehlen.
Wann die Eschsiedlungen Veltheim und Hehlen genau entstanden sind, ist bislang nicht festgestellt worden. Die Siedlungsforscher legen die Zeit mit 400 bis 500 n. Chr. fest, wobei es ganz sicher ist, dass auch schon davor Menschen in dieser Gegend wohnten. Die vielen Bodenfunde in Veltheim und Hehlen weisen das nach. Nach einer Mindener Bischofsurkunde aus dem Jahre 1188 n. Chr. besaß der Bischof in Veltheim „XI mansos“ und in Hehlen „IV mansos“ (Anmerkung: Mansos = Flächenmaß).
In die Betrachtung der alten Höfe von Hehlen ist noch nicht der Hof Nr. 14 einbezogen worden. Dieser gehörte nicht zu den Höfen in der genannten Urkunde von 1188 n. Chr., sondern genoss einen Sonderstatus. Er lag knapp 400 Meter abseits der Hehler Höfe und wird wohl der direkte Nachfolger des an dieser Stelle vermuteten Edelsitzes, des „Veltheimer Hofes“, gewesen sein.
Dafür spricht auch die Flurbezeichnung „Am Hofe“. Der im Volksmund sonst in dieser Form nicht bekannte Flurname wird an den in alten Urkunden erwähnten „Veltheimer Hof“ angelehnt sein, der im Besitz verschiedener Adelsgeschlechter war. Später war der Hof anscheinend im Besitz der Burgherren von Vlotho. So beschreibt es der Heimatforscher Fritz Neuhaus, Hausberge 1964, in einer Ausarbeitung der Veltheimer Flurnamen. Lehrer und Heimatforscher Hans Reese, Eisbergen, ergänzt 1995 u. a.: „Auf jeden Fall muss es sich bei dem Hofe, auf den sich der Flurname bezieht, um einen Hof von besonderer Bedeutung gehandelt haben …“ An dieser Stätte gab es im Jahre 1909 sehr viele Bodenfunde, u. a. einen Urnenfriedhof. 50 Bestattungen des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. wurden untersucht und in 14 Gräbern fand man reiche Grabbeilagen.
Der sogenannte „Veltheimer Hof“ wurde 1211 n. Chr. an die Mindener Domkirche übertragen. Seit wann es diesen Hof gab, ist derzeit nicht bekannt. Bekannt ist allerdings, dass sich die Bewohner „de Veltheim“ nannten. 1093 n. Chr. ist nämlich beurkundet, dass das Kloster Abdinghof bei Paderborn die „agysterstene“ (Externsteine) mit den dazugehörigen Ländereien von der sächsischen Edelfrau Ida, ihrer Tochter Wisuit und deren Ehemann „Everhardus de Veltheim“ erworben hat, was der Bischof „mit seinem Banne“ bestätigte.
1185 und 1206 wird ein „Albertus de Veltheim“ im Zusammenhang mit Veltheim bei Vlotho genannt. 1151 ist in einer Urkunde im Zusammenhang mit der Familie „de Veltheim“ davon die Rede, dass das Marienstift auf dem Berge bei Herford Besitztümer in Veltheim hatte. Bei diesen „de Veltheims“ handelte es sich sehr wahrscheinlich um ein Ministerialengeschlecht. Ministeriale war der niedere Dienstadel an den Höfen von Fürsten und bischöflichen Landesherren. Es steht nämlich nach den bisherigen Erkenntnissen fest, dass dieses Ministerialengeschlecht „de Veltheim“ keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Adelsgeschlechtern „von Veltheim“ aus Veltheim/Fallstein und Veltheim/Ohe hatte.
Der Hof Nr. 14 (Urbar 1682 = Hanß Schilling; Kataster 1745 = Hans Schilling; 1963 Siemonsmeier, später Waltemathe, heute Bruchtal 1) ist also der Stammsitz des Ministerialengeschlechts „de Veltheim“.
Es war bislang nicht herauszufinden, was nach dem Verkauf 1211 an die mindische Kirche aus der Familie „de Veltheim“ geworden ist; ob sie den Veltheimer Hof weiter bewohnte oder nicht. Es existieren weitere urkundliche Erwähnungen. So wird ein Gottfried de Veltheim 1245 und 1246 als Zeuge in zwei Vertragsurkunden zwischen Graf Konrad von Wölpe und Bischof Johan von Minden erwähnt; in gleicher Eigenschaft ein Johann de Veltheim 1241 und 1297 in Urkunden der Edelvögte Wiedeking. Gerhard Schalksberg 1373 wird ein Gerhardus de Veltheim als „Rektor ecclesiae in Ostereybege“ (Eisbergen) genannt.
Weitere Hinweise zu dieser Familie sind dann nicht mehr aufgetaucht.














Bodenfundstelle am vermuteten Edelingssitz

 
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